Fokussierung und Evaluation
Fokussierung der Forschungsaktivitäten und Evaluation durch den Wissenschaftsrat
Erste Überlegungen und Anstrengungen zur Fokussierung der Forschungsaktivitäten setzten dann in der Mitte der 90er Jahre ein.
Knapper werdende Haushaltsmittel führten zur Einsetzung einer „Strukturkommission für die Medizinischen Einrichtungen in NRW“ durch das zuständige Ministerium für Wissenschaft und Forschung.
Im Strukturkonzept an die Kommission definierte die Fakultät folgende fünf Schwerpunkte sowie einen Entwicklungsbereich:
- Zelluläre Signaltransduktion
- Implantologie
- Zentralnervensystem
- Onkologie
- Kardiovaskuläre Medizin
- Medizin – Umwelt – Technik (Entwicklungsbereich)
Der Bericht der Kommission, der Mitte 1999 erschien, enthielt — neben fachbezogenen Empfehlungen zu den einzelnen Fächern bezüglich ihrer Ausstattung — folgende fachübergreifende Empfehlungen:
- Entwicklung kooperativer Strukturen, um Synergien zu nutzen und Ressourcen zu schonen (in diesem Zusammenhang auch Vorschlag zur Schließung der Vorklinik an den Standorten Aachen, Bonn und Essen; dieser Vorschlag konnte für Aachen Ende 2000 verhindert werden)
- Durchführung einer Kostenanalyse im Bereich der Polikliniken, um eine Reduktion der poliklinischen Behandlungsfälle zu erwirken
- Einführung von separaten Budgets für Forschung, Lehre, Krankenversorgung
- Zeitliche Befristung von Berufungszusagen
- Etablierung eines Verfahrens zur leistungsbezogenen und befristeten Zuweisung der Raumressourcen für die Forschung
- Etablierung von Verfahren zur Umverteilung von Budgets in den Bereichen Forschung, Lehre und der Krankenversorgung
- Einführung einer knappen Grundausstattung als nicht-disponiblen Sockel, Vergabe des restlichen Budgets leistungsorientiert im freien Wettbewerb
2000: Evaluation der Fakultät durch den Wissenschaftsrat
Weitaus nachhaltiger wirkte jedoch der Besuch des Wissenschaftsrates, der die Fakultät am 9. Dezember 1999 evaluierte. Im Bericht der Fakultät hatte diese sich auf drei wissenschaftliche Schwerpunkte festgelegt:
- Zelluläre Signaltransduktion
- Implantologie
- Neurowissenschaften
Außerdem definierte sie zwei wissenschaftlich-klinische Arbeitsgruppen:
- Kardiovaskuläre Medizin
- Prognosefaktoren maligner Tumoren
Der Wissenschaftsrat resümierte in seiner „Stellungnahme zur weiteren Entwicklung der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen" im November 2000 unter anderem:
- „Kennzeichnend für die medizinischen Einrichtungen der RWTH Aachen ist die starke Ausrichtung auf die Krankenversorgung in Verbindung mit einer —gemessen an anderen Hochschulklinika— unterdurchschnittlichen Forschungsorientierung. Erst spät wurden Forschungsschwerpunkte und interdisziplinäre Strukturen zur Förderung einer stärkeren Profilbildung in der Forschung etabliert.“
- „Aufgrund der Dominanz der Krankenversorgung in Verbindung mit einer unterdurchschnittlichen Forschungsorientierung sieht der Wissenschaftsrat den akademischen Anspruch der Fakultät in Frage gestellt und die Wettbewerbsfähigkeit als hochschulmedizinischer Standort zur Zeit insgesamt nicht gegeben.“
- „Unbenommen dieser grundsätzlich kritischen Einschätzung sind vor dem Hintergrund der dringend nowendigen
Verstärkung der Forschungsorientierung Bestrebungen von Universität und Fakultät zu erkennen, einen entsprechenden Kurswechsel einzuleiten. So wurde von der Fakultät die Notwendigkeit einer auf Transparenz von Leistung basierenden Mittelzuweisung erkannt. […]
Der Wissenschaftsrat hält es jedoch für unabdingbar, die gesamte Mittelzuführung transparent zu gestalten und die für die Medizinischen Einrichtungen der RWTH Aachen zur Verfügung stehenden Mittel in Teilbudgets für Forschung, Lehre und Krankenversorgung aufzuteilen und ein an leistungsbezogenen Kriterien orientiertes System der Mittelverteilung aufzubauen, um die Leistungsfähigkeit in Forschung und Lehre zu erhöhen sowie die Konkurrenzfähigkeit in der Krankenversorgung zu sichern.“