Forschungsschwerpunkte

 

Lehrstuhl Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie

Wissenschaftlicher Schwerpunkte des Lehrstuhls für Kinder- und Jugendpsychiatrie sind die Erforschung der psychischen Störungen des Kindesalters und der Adoleszenz. Hierbei stehen insbesondere neuropsychiatrische Krankheitsbilder wie Autismus und ADHS im Mittelpunkt unseres Interesses, aber auch typische Störungen des Jugendalters wie Störungen des Sozialverhaltens und Essstörungen. Für die Erforschung dieser Störungen, vor allem ihrer neurobiologischen Grundlagen, sind zahlreiche Methoden etabliert, insbesondere strukturelle und funktionelle Bildgebung, neuropsychologische, neurochemische und neuroendokrinologische Verfahren, die professionell in den Lehr- und Forschungsgebieten vertreten sind. Besonders interessiert dabei die Frage nach Risikofaktoren für das Auftreten dieser Störungen, aber auch die nach prognostischen Faktoren für den Verlauf (Vloet). Neben der neurobiologischen ist auch die Psychotherapieforschung (Simons) vertreten, der sich mit neuen Entwicklungen, vor allem im Bereich der Metakognitiven Therapien, auseinandersetzt. Auf dem Gebiet der Essstörungen beschäftigen wir uns mit den Auswirkungen der Starvation einschließlich der hieraus resultierenden hormonellen Defizite auf die Hirnentwicklung, sowohl im Tiermodell als auch in Längsschnittstudien bei jungen Patienten. Dabei wird einerseits untersucht, welche Folgeerkrankungen bei den Essstörungen im späteren Verlauf auftreten als auch der Einfluss von hormoneller Substitution auf neurobiologische Parameter im Tiermodell (Seitz). Epidemiologische Untersuchungsansätze spielen in Form von Auswertungen der KiGGs-/BELLA-Studie und bei der Etablierung eines nationalen Registers zur Erfassung der adoleszenten Anorexia nervosa eine wichtige Rolle. Neben der neurobiologischen Forschung hat die klinische Forschung in Form von großen randomisiert-kontrollierten Interventionsstudien eine große Bedeutung ((z.B. Erprobung von neuen Behandlungsmethoden bei Essstörungen (u.a. Bühren), präventive Intervention bei adoleszenten Müttern (Firk, Dahmen) und therapeutische Intervention bei weiblichen Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens)) . Zukünftig soll die Erforschung neuer Therapieverfahren sowie deren Implementierung in die klinische Praxis eine größere Rolle spielen. Dies gilt auch für die neu eröffnete interdisziplinäre Station für Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters (gemeinsam mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Prof. Dr. med. N. Wagner), deren Therapieerfolge zurzeit in Form einer katamnestischen Untersuchung evaluiert werden.

Eine internationale Kooperation besteht mit der University of Pennsylvania, die sich vor allem im Internationalen Graduiertenkolleg (DFG, IRTG 1328, International Research Training Group) gemeinsam mit der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie manifestiert. Der Lehrstuhl ist in das Nationale Forschungsnetzwerk zu Essstörungen (EDNET) und die Deutsche Essstörungsgesellschaft (DGESS) eingebunden.

Lehr- und Forschungsgebiet Translationale Hirnforschung in Psychiatrie und Neurologie

Die Arbeitsgruppe von Prof. Martin Schulte-Rüther untersucht emotionale und soziale Verarbeitungsprozesse im Laufe der typischen Entwicklung, die atypische Entwicklung bei psychiatrischen Erkrankungen sowie deren neurowissenschaftliche Grundlagen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, welche Faktoren soziales und emotionales Verhalten und Erleben beeinflussen und wie diese Erkenntnisse therapeutisch nutzbar gemacht werden können.

Einen Schwerpunkt bilden dabei Entwicklungsstörungen wie Autismus als prototypisches Beispiel für Auffälligkeiten in der neuronalen Verarbeitung sozialer Reize und Situationen. Auffälligkeiten der sozio-emotionalen Verarbeitung spielen aber auch für andere Störungsbilder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine wichtige Rolle und können Anhaltspunkte für Verlaufsprädiktion und Optimierung von therapeutischen Strategien liefern.

Die Arbeitsgruppe nutzt ein breites Spektrum neurowissenschaftlicher und behavioraler Methoden (funktionelles MRT, Neurophysiologie, Morphometrie, pharmakologisches fMRT, Eyetracking, automatisierte Analyse von emotionalen Gesichtsausdrücken), um Auffälligkeiten in der sozialen und emotionalen Verarbeitung zu charakterisieren und die Erkenntnisse für neue Interventionsansätze nutzbar zu machen.

Lehr- und Forschungsgebiet „Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters

Der wissenschaftliche Schwerpunkt des Lehr- und Forschungsgebiet „Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters (Prof. Dr. rer. nat. K. Kon­rad) liegt in der Erforschung und Charakterisierung der regelhaften Hirnentwicklung sowie möglicher Abweichungen in dieser Entwicklung bei neuropsychiatrischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters. Insbesondere bemühen wir uns darum, Einflussfaktoren auf die Hirnreifung (wie z.B. genetische und hormonelle Faktoren bzw. den Einfluss bestimmter Umweltbedingungen) auf die strukturelle und funktionelle Organisation des Gehirns besser zu verstehen. Um längerfristig spezifischere und altersentsprechende Interventionen entwickeln zu können, beschäftigen wir uns ferner mit den Mechanismen der neuronalen Plastizität des kindlichen Gehirns. Dazu bedienen wir uns moderner Bildgebungsmethoden (sMRI, fMRI, NIRS, DTI, EEG) sowie neuropsychologischer und Blickbewegungsuntersuchungen. Im Mittelpunkt unseres Forschungsinteresses stehen „Aufmerksamkeit“ und „Inhibition“ sowie „soziale Interaktionsfähigkeiten“. Die klinischen Schwerpunkte der Forschung bilden die Erkrankungen ADHS und Autismus, sowie Teilleistungsstörungen (LRS, Dyskalkulie), Tics und Essstörungen, die bezüglich zerebraler Dysfunktionen und Möglichkeiten der Reorganisation im Rahmen psychotherapeutischer wie auch psychopharmakologischer Interventionen charakterisiert werden. Den Einfluss früher traumatischer Lebenserfahrungen auf die Hirnentwicklung und Psychopathologie von Kindern erforschen wir im Rahmen weiterer längsschnittlicher Forschungsprojekte.

Ein besonderer Stellenwert kommt der neuropsychologischen Diagnostik und Begutachtung sowie gezielter neurowissenschaftlicher Interventionen bei Kindern und Jugendlichen zu.

Die Arbeitsgruppe ist eingebettet in enge Kooperationen mit dem Forschungszentrum Jülich im Rahmen von JARA-BRAIN, mit den medizinischen Einrichtungen der RWTH sowie dem Institut für Psychologie und dem Institut für technische Akustik. Internationale Kooperationen bestehen zur University of Pennsylvania, die im Internationalen Graduiertenkolleg (DFG, IRTG 1328, International Research Training Group) besonderen Ausdruck findet sowie mit dem "European Network on Hyperkinetic Disorders" (Eunethydis). Kooperationen mit dem Center for Advanced Research on Logic and Sensibility, Keio University, Tokyo werden derzeit im Rahmen eines Theodore von Kármán Fellowships aufgebaut.